Neue Publikation: Schutzgebiete im Anthropozän

Was wir über Naturschutz im 21. Jahrhundert wissen (sollten) und warum UNESCO-Biosphärenparks eine große Rolle spielen (werden)

Im Vorfeld des Europäischen Tags der Parks am 24. Mai präsentierten die Humangeographin Heike Egner und der Ökologe Michael Jungmeier eine neue Publikation über „Schutzgebiete im Anthropozän“. Wie kann beziehungsweise muss man Schutzgebiete, wie Nationalparks, Biosphärenparks oder Welterbestätten neu denken, wenn sich Umwelt und Gesellschaft so rasch verändern, fragen sich die beiden Wissenschaftler*innen. „In Anbetracht des Klimawandels verschieben sich zum Beispiel Ökosysteme und Höhenstufen, die Schutzgebiete bleiben dort, wo sie gesetzlich eingerichtet sind. Das wirft interessante Fragen auf“, so Jungmeier. Im Beitrag werden Naturschutzstrategien aufgezeigt, die über territorialen Schutz hinausgehen. „Dabei zeigt sich insbesondere, dass das Konzept der UNESCO-Biosphärenparks zukunftsweisend ist, weil es die Dualismen zwischen schützen und nützen sowie Natur und Kultur aufhebt“, ergänzt Heike Egner.

Der Beitrag „Non-Territorial Nature Conservation? On Protected Areas in the Anthropocene“ ist jüngst in den „Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft“ erschienen. Im Abstract sind die Ergebnisse folgendermaßen zusammengefasst:

„Schutzgebiete gelten als zentrale Instrumente zur Umsetzung globaler Naturschutzziele und sollen der Erhaltung und Sicherung von Biodiversität dienen. Die meisten Schutzgebiete wurden in den letzten Jahrzehnten ausgewiesen und sind nach strikten territorialen Gesichtspunkten konzipiert: sie sind lokal verankert und eng begrenzt durch die Aushandlungsprozesse der Grenzziehungen sowie die festgeschriebenen Verwaltungsgrenzen und genauen Zonierungen. Diese Vorgehensweise basiert implizit auf der Annahme von Gleichförmigkeit und Unveränderbarkeit der natürlichen und sozialen Umwelt der Schutzgebiete. Der vorliegende Beitrag stellt dies in Frage und zeigt auf, dass das territoriale Konzept von Schutzgebieten sowohl aufgrund der komplexen Prozesse einer sich wandelnden Umwelt als auch vor dem Hintergrund sich ausweitender Naturschutzziele kaum haltbar erscheint. Darüber hinaus konfrontiert der Beitrag wesentliche Grundannahmen des Naturschutzes mit komplexitätstheoretischen Überlegungen und zeigt auf, dass die Grundannahmen des Naturschutzes einer gründlichen Revision bedürfen, welche auch weitreichende Konsequenzen in der praktischen Naturschutzarbeit hätten. Den Rahmen dieser Überlegungen bildet die These vom Anthropozän, die viel verwendete Dualismen wie Natur/Kultur grundlegend in Frage stellt.“

Der Beitrag ist in voller Länge als Download verfügbar: https://e-c-o.at/files/publications/downloads/D00831_Non-Territorial_Nature_Conservation_On_P-1.pdf

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